„Wir wollen reisen wie vor Corona!“
Die ersten Ergebnisse der Deutschen Reiseanalyse zeigen: Die Reiselust der deutschen Gäste ist beinahe wieder auf dem Niveau von vor der Pandemie. Die wirtschaftliche Lage bleibt aber ein Unsicherheitsfaktor.
Deutschland ist der mit Abstand wichtigste Herkunftsmarkt für den Tourismus im SalzburgerLand: Mehr als 40 Prozent der Nächtigungen kommen aus dem bevölkerungsreichen nördlichen Nachbarland. Dementsprechend bedeutend sind die Ergebnisse der Deutschen Reiseanalyse – eine jährliche Studie zu Reiseverhalten und -motiven der deutschen Bevölkerung mit einem Rückblick auf das vergangene und einem Ausblick auf das bevorstehende Reisejahr.
In ihrer aktuellen Befragung aus dem Jänner 2023 konnte die Reiseanalyse der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) zwei Hauptaspekte herausarbeiten:
- Die Deutschen wollen reisen, wie sie es vor Corona gewohnt waren
- Nachhaltigkeit ist ein entscheidendes Thema – wenn auch etwas anders, als erwartet
RÜCKBLICK AUF 2022
Haupturlaubsreisen beinahe auf Vor-Corona-Niveau
Tatsächlich ähneln einige der aktuellen Daten sehr stark jenen aus dem Jahr 2019. Etwa beim Volumen der Haupturlaubsreisen mit einer Dauer ab fünf Tagen. Diese lagen im Jahr 2022 mit insgesamt 67 Mio. Urlaubsreisen nur noch fünf Prozent unter dem Wert von vor der Pandemie. Sogar höher als 2019 waren die Gesamtausgaben, die auf einen neuen Rekordwert von 79 Mrd. Euro stiegen – jede*r Reisende gab dabei im Durchschnitt 101 Euro pro Nacht aus.
Noch etwas zurückhaltender waren die Deutschen im vergangenen Jahr bei den Kurzreisen mit einer Dauer von zwei bis vier Tagen. Diese lagen mit insgesamt 31,4 Mio. noch rund zwölf Prozent hinter dem Wert von 2019 – wenngleich auch hier ein deutlicher Erholungseffekt spürbar war, der sich 2023 wohl fortsetzen wird.
Österreich bleibt sehr beliebtes Ziel im Ausland
Bei der Wahl des Reiseziels zeigt sich ebenfalls eine ähnliche Verteilung wie vor der Krise. Gleich hinter Spanien, Italien und der Türkei – und noch vor Kroatien – liegt Österreich mit 4,2 Prozent aller Auslandsreisen auf dem vierten Platz. Wobei die Studienautoren für das kommende Jahr sogar mit einem noch besseren Wert rechnen, da in den aktuellen Rückblick noch die Wintersaison 2021/22 mit dem verspäteten Start aufgrund der damals noch herrschenden Corona-Maßnahmen einfloss. (Anm.: Vor der Pandemie lag Österreichs Wert bei 4,7 Prozent)
Auto bleibt die erste Wahl – Bahn überholt Bus
Spannend ist auch, dass das Reiseverhalten der Deutschen wieder sehr stark an 2019 erinnert. So war im Jahr 2022 bei der Wahl des Verkehrsmittels das Auto (47%) zwar weiterhin die Nummer eins, Flugreisen (41%) näherten sich aber wieder deutlich an. Die Bahn (5%) hat den Bus (4%) mittlerweile und wohl auch langfristig überholt. Bei der Wahl der Unterkunft liegen Hotels (52%) wieder auf dem Level von 2019, während Ferienwohnungen (27%) zu den langfristigen Gewinnern gehören. (Anm.: 2019 lagen Ferienwohnungen bei 23,5%). Der Boom beim Camping (6%) zeigt sich hauptsächlich bei Kurzurlauben und weniger bei Haupturlauben, betonen die Studienautoren.
Ein langfristiger Trend ist wie schon in den vergangenen Jahren die deutliche Zunahme der individuellen Buchung (38% – Vgl. 2019: 34,5%). Dennoch bleibt die Pauschalreise (42% – Vgl. 2019: 45%) noch die erste Wahl der Deutschen. Der Buchungsweg erfolgt mittlerweile zu mehr als der Hälfte online, im persönlichen Kontakt buchen noch rund 34%.
Soziale Nachhaltigkeit gewinnt an Bedeutung
Die Frage nach der Einstellung der Deutschen zur Nachhaltigkeit bei Urlaubsreisen liefert durchaus Überraschendes. So liegt die Bedeutung von ökologischer Nachhaltigkeit (42%) weiterhin auf dem Niveau 2019 (wobei interessanterweise v.a. die ältere Bevölkerung dem Thema mehr Aufmerksamkeit schenkt). Stark angestiegen ist hingegen der Wert von sozialer Nachhaltigkeit (62%) – so ist den Deutschen bspw. wichtig, dass die Arbeitsbedingungen und Bezahlung am Urlaubsort für Mitarbeiter*innen im Tourismus fair sind.
AUSBLICK AUF 2023
Wirtschaftliche Stimmung trüb …
Was die Aussicht auf das bevorstehende Reisejahr betrifft, so ist diese geprägt von den aktuellen globalen Unsicherheiten und insbesondere der Inflation. Die Einschätzung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage sehen viele kritisch: Die Hälfte erwartet eine Verschlechterung, 41% gleichbleibende Verhältnisse. Die für die Reiseentscheidung wichtigere Einschätzung der persönlichen wirtschaftlichen Lage sieht besser aus, hier erwarten immerhin 59% gleichbleibende Verhältnisse, aber auch bereits 29% eine Verschlechterung.
Bei den Trendindikatoren der Reiseplanung (Geld, Zeit & Lust) sticht daher vor allem ein Rückgang beim Faktor Geld (54% – Vgl. 2019: 61%) hervor, während die Reiselust (54% – Vgl. 2019: 57%) und die Zeit (66% – gleicher Wert wie 2019) eher gleich bleiben.
… aber Reiseaussichten sind gut!
Die beste Nachricht kommt aber zum Schluss: Auf die konkrete Reiseplanung hat all das noch keinen großen Einfluss. Zum Zeitpunkt der Befragung (Jänner 2023) hatten bereits 69% der Deutschen eine konkrete Reiseabsicht (mit fixem Urlaubsziel) oder positive Reiseabsicht (ohne fixem Urlaubsziel). Dieser Wert liegt nur geringfügig hinter jenem von 2019 (71%). Und: Österreich als Reiseziel haben bereits acht Prozent der Deutschen fix ins Auge gefasst (das sind in absoluten Zahlen rund sieben Millionen Deutsche) – sogar ein Viertel der Befragten gibt an, dass Österreich als Reiseziel generell in Frage kommt!